Das erste Mal in der Menschheitsgeschichte unterstützen uns Maschinen nicht mehr nur bei körperlicher Arbeit, sondern nehmen uns zusätzlich geistige Arbeit ab. Das eröffnet und verlangt neue Denk- und Arbeitsweisen in so gut wie jedem Unternehmensbereich. Dabei ist der technische Fortschritt, den wir in den 2020er Jahren erleben, weniger ein Schritt, als ein Sprung. Denn intelligente Softwaresysteme, Rechen-Power und riesige auswertbare Datenberge beschleunigen die Entwicklung aktuell schneller, als wir es in den letzten 10.000 Jahren Zivilisationsgeschichte erlebt haben. Aus dem Meer an Potenzialen die relevanten zu erkennen, richtig einzuordnen und KI frühzeitig wertschöpfend zu verankern, wird zu einer der zentralen Management-Herausforderungen dieses Jahrzehnts. Unternehmenslenker können ihre Zukunftsfähigkeit ihres Unternehmens mit KI signifikant und messbar verbessern – vorausgesetzt ihr digitaler und kultureller Reifegrad ist fortgeschritten und sie beherrschen den Umgang mit Daten.

 

Künstliche Intelligenz wird zur Top-Management-Disziplin

Mit belastbaren Prognosen verbessert Künstliche Intelligenz die Entscheidungen der Führungsetage. Durch umfassende Auswertungen der wachsenden Menge an Daten kann die Schlüsseltechnologie den Output des Unternehmens steigern. Indem sie strategische Optionen validiert und maschinell veredelt, wird sie zum unerlässlichen „Business-Tool“ des Management Boards. Mit KI wertet die Führungsebene die wachsende Menge an Daten vor allem in Bereichen mit hoher strategischer Aufmerksamkeit aus und macht sie ökonomisch nutzbar. Dabei helfen Algorithmen, Wahrscheinlichkeiten und Effekte, um verschiedene Geschäftsszenarien zu berechnen und Entscheidungen unter Unsicherheit abzusichern. Die jüngsten Fortschritte in der Forschung mit künstlicher Intelligenz ermöglichen radikal neue Ansätze für die strategische und taktische Entscheidungsfindung in jeder Organisation – unabhängig von ihrer Größe oder Branche.

Konsequenter Umbau zum intelligenten, daten-treibenden Unternehmen

Einer dieser radikalen Ansätze ist der Einsatz der KI bei der maschinell automatisierten Datenanalyse. Während in vielen Unternehmen diese Aufgabe noch von Analysten übernommen wird, setzen zum Jahreswechsel 2021/22 bereits 16% der deutschen Unternehmen auf fortgeschrittene Computerintelligenz – einige davon zusätzlich auf Supercomputer. Um die gigantischen Datenberge zu durchdringen und nutzbar zu machen, gibt immer häufiger das Top-Management zusammen mit KI- und Datenexperten Rahmen und Parameter vor, aus denen die KI-gestützten Anwendungen mögliche Szenarien und Prognosen berechnen. Damit liefert KI Erkenntnisse über die treibenden Variablen zur intelligenten Weiterentwicklung der Organisation.

Jedes Unternehmen, das Geschäftsentscheidungen auf der Grundlage von Fakten trifft, kann von der Anwendung der künstlichen Intelligenz profitieren. Agierten die Manger in der Vergangenheit vorwiegend intuitiv und begründeten Entschlüsse mit Intuition und Erfahrungswissen, basieren moderne Data-Driven-Organizations ihre Entscheidungen überwiegend auf validierten Fakten. In datengesteuerten Unternehmen regieren nicht allein Bauchgefühl, Meinungen oder Emotionen, sondern vor allem objektiv messbare Daten für strategische Entscheidungen – etwa wenn es um die Erweiterung des Dienstleistungsangebots, die Hinterfragung von schlummernden Effizienzreserven oder die Einstellung neuer Mitarbeiter geht. Data-Driven-Organizations streben an, kontinuierlichen bessere, datengesteuerten Entscheidungen zu treffen.

Dazu benötigt die Führungsetage drei Fähigkeiten:

1.     Technisches Verständnis: Sie versteht, welche Daten für das Unternehmen relevant und wertvoll sind und wie diese gesammelt werden. Dabei setzt sie auf eine Datenstrategie, um die Informationen zu strukturieren und in ihre Prozesse zu integrieren.

2.     Informationskompetenz: Sie ist in der Lage, aus Daten und In.formationen wertschöpfende Erkenntnisse und Einsichten abzuleiten

3.     Entscheidungsmanagement: Sie besitzt die Fähigkeit, intuitive und rationale Entscheidungen auszubalancieren und auf der Grundlage dieses neuen Entscheidungsmix mit neuen Erkenntnissen und Einsichten überlegene Maßnahmen zu formulieren.

Mit diesen Fähigkeiten entwickeln sich Unternehmen von daten-getriebenen Marktfolgern zu daten-treibenden Vordenkern.

Warum First AI-Mover die Transformationsgewinner von morgen sein werden

First AI-Mover sind in der digitalen Evolution ein oder zwei Schritte weiter als ihre nachziehende Konkurrenz: Ihr Vorsprung zeigt sie sich insbesondere darin, wie digitale Anwendungen in die Unternehmensprozesse einflochten sind. First-Mover implementieren KI an ausgeklügelten Stellen ihrer Wertschöpfungskette. Damit legen sie den Grundstein für die schrittweise Erschließung von Potenzialfeldern. Mit fortschreitendem Reifegrad bei der KI-Implementierung legen sie die Messlatte für ihr Wettbewerbsumfeld höher.

Nach aktuellen Prognosen von Ende 2021 werden die die weltweiten Umsätze mit Unternehmensanwendungen im Bereich künstliche Intelligenz für das Jahr 2025 auf rund 30 Milliarden Euro prognostiziert. Gleichzeitig steigen die Ausgaben für künstliche Intelligenz um etwa das 2,5-fache pro Jahr. First-AI-Mover investieren seit Jahren konsequent in den Ausbau von KI-Lösungen, um ganz neue Wertschöpfungsmodelle zu etablieren. Dabei agieren sie auf verschiedenen Ebenen:

1.     Kulturtransformation: First AI-Mover etablieren eine echte KI-orientierte Kultur zur Beschleunigung ihrer  digitalen Transformation. Innerhalb eines auf die neue Zielorganisation zugeschnittenen Rahmens, der die kollektiven Werte und Entscheidungsgeschwindigkeiten verändert, vermitteln sie ihren Mitarbeiten glaubhaft, dass die neuen Technologien die meisten Aufgaben erweitern werden, anstatt sie einzuschränken.

2.     Adaptivität: Sie entwickeln die organisationsübergreifende Fähigkeit, schnell und beweglich auf Umfeldveränderungen zu reagieren weiter, indem sie ein adaptives Organisationssystem aufbauen, das sich bei Bedarf blitzschnell verändern lässt. Mit der Erhöhung ihrer strategischen Reorganisationsgeschwindigkeit schaffen sie strategische Wettbewerbsvorteile.

3.     Fokus auf Technologien: Über die Integration von bis zu 20 Zukunftstechnologien (siehe Technologierad 2021/22 in Next Generation Digital Transformation) senken Unternehmen ihre durchschnittlichen Stückkosten. Sie spüren bisher unerschlossenen Kostenpotenziale technologiebasiert auf und potenzieren diese über den bewusst überlappenden Einsatz von KI-Technologie in der Technologiearchitektur des Unternehmens. Mit dem vernetzten Einsatz von KI innerhalb des Wertschöpfungsmodells machen AI-First-Mover einen weiteren  Schritt in Richtung operative Exzellenz und senken ihre Betriebs- oder Vertriebskosten.

4.     Kundennutzenüberlegenheit: First AI-Mover steigern ihr Kundenverständnis um Faktor 3 bis 5. Die neuen „Customer Data Insights“ führen zu einer stetigen Verbesserung der Kundenbeziehungen. Über die gestiegene Nähe zu Kunden schaffen sie Kundennutzenüberlegenheit. Mit gestiegenem Kundenwissen entwickeln sie neue Produktangebote, die sich mit menschlicher Intelligenz allein nicht entwickeln lassen.

5.     Antizipationsintelligenz: Über KI-gestützte Prognose erkennen First AI-Mover wichtige Marktentwicklungen früher als klassische gemanagte Unternehmen und können schneller als ihre Konkurrenten reagieren. Gemeint sind damit Verschiebungen von Kundenerwartungen, Wettbewerbskräften oder Technologiesprünge.

Diese Faktoren lehnen sich mein 5-stufiges KAFKA-Modell für digitale Überlegenheit an. Nähere Ausführungen hierzu finden sich in meiner aktuellen Publikation Next Generation Digital Transformation (Springer Gabler).

Fazit: Top-Manager mit der Ambition bis 2030 (weiterhin) zu den führenden Unternehmen in ihrer Branche zu gehören, setzen frühzeitig auf die auf die „Mutter aller Technologiefelder“ – die Künstliche Intelligenz. Sie erkennen die Geschäftschancen und Technologienutzen, die sich durch KI-Einsatz im Unternehmen ergeben, deutlich früher als ihre Wettbewerber. Sie sind sich dessen bewusst, dass der Weg zur AI-Driven-Organization keinesfalls ein Sprint sein kann, sondern ein alternativloser Marathon der besonderen Art. Ihre KI-Reise  beginnen sie mit der Ermittlung des KI-Reifegrads ihres Unternehmens  (AI-Readiness), um Folgeaktivitäten mit den Unternehmenszielen zu synchronisieren. Es folgt die erste KI-Pilot-Anwendung, die inklusive Entwicklung/Bereitstellung und Evaluation zwischen 3-6 Monate dauert. Nach den ersten Ergebnisverbesserungen und mit zunehmendem Erfahrungsschatz rollen die Business-Verantwortlichen ihre intelligenten Anwendungen über das gesamtes Unternehmen aus und verankern KI strategisch im Herzen der zukünftigen Zielorganisation. So entsteht mit jeder weiteren KI-Initiative unter unter Berücksichtigung der 5 KAFKA-Prinzipien ein sich selbst verstärkender Prozess der digitalen Evolution, bei dem Unternehmen mit zunehmender KI-Reife nicht nur zu ihren relevanten  Wettbewerbern aufschließen, sondern mit voller Kraft und Dynamik an diesen vorbei ziehen und ihre Marktteilnehmer schließlich hinter sich lassen.

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